Ministerbrief 03.07.20 – „LernRäume“

Hannover, den 3.7.2020

Liebe Eltern und Erziehungsberechtigte in Niedersachsen,

die seit März andauernde Corona-Pandemie trifft uns alle in vielen unterschiedlichen Lebensbereichen. Ganz besonders aber trifft sie neben den sogenannten Risikogruppen unsere Kinder – unabhängig davon, ob sie noch ganz jung sind, jugendlich oder als junge Erwachsene in Ausbildung und Studium stecken. Sie erleben eine Zeit, in der vieles zumindest vorübergehend weggebrochen ist: der gewohnte Rhythmus zu Hause, die Zeit mit Freunden auf dem Spielplatz oder im Sportverein. Und auch die Schule ist trotz Präsenzunterricht alles andere als vorher gewohnt.

Vielen Kindern tat es nicht gut, aus ihren gewohnten Routinen gerissen und von sozialen Kontakten und dem Spielen mit Gleichaltrigen abgeschnitten zu werden. Wahrscheinlich ist zudem, dass sich bei Schülerinnen und Schülern Lernrückstände aufgebaut haben, da das Lernen zu Hause zwar eine Alternative ist, aber kein gleichwertiger Ersatz für den Präsenzunterricht. Dies wird im nächsten Schuljahr angemessen berücksichtigt.

Im Homeoffice zu arbeiten, gleichzeitig kleine Kinder zu betreuen und/oder beim Lernen zu Hause zu unterstützen ist für Sie als Eltern und Erziehungsberechtigte eine riesige Herausforderung gewesen – und häufig ein kaum leistbarer Spagat. Zudem sind viele Familien unter Druck, da der Jahresurlaub durch die Corona-Lage seit dem Frühjahr bereits aufgebraucht ist. Aus all diesen Gründen hat das Land Niedersachsen gemeinsam mit seinen Partnern aus dem Bündnis „Niedersachsen hält zusammen“ ein Bildungs- und Freizeitangebot ergänzend zu lokalen Ferienangeboten für die Sommerferien entwickelt.

Mit dem Projekt „LernRäume“ ist ein freiwilliges, außerschulisches Bildungsangebot insbesondere für Schülerinnen und Schüler geschaffen worden, die in der Pandemiesituation einer besonderen Unterstützung bedürfen. Es geht darum, ein Betreuungsangebot zu schaffen, das die Eltern entlastet. Und es geht darum, von den Kindern Druck zu nehmen, indem sie Schulstoff nachholen können, der in den letzten Monaten nicht oder nur teilweise vermittelt werden konnte. Und mindestens ebenso wichtig ist es, dass Kinder wieder spielen und sich mit anderen austauschen können, und dass Menschen da sind, die Zeit haben, ihnen zuzuhören. Das Land Niedersachsen beteiligt sich an den „LernRäumen“ finanziell und konzeptionell.

Diese gute Initiative, die zunächst von der Konföderation evangelischer Kirchen und des Diakonischen Werkes in Niedersachsen gemeinsam mit den katholischen Bistümern und der Caritas in Niedersachsen für die Sommerferien angestoßen wurde, haben wir inzwischen ausgebaut. Als weitere Partner hat das Kultusministerium außerschulische Lernstandorte in einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Waldpädagogikzentren und Schullandheime, sowie Einrichtungen der Erwachsenenbildung wie Volkshochschulen, Heimvolkshochschulen und Verein Nds. Bildungsinitiativen gewinnen können. Mit ihnen können vor Ort weitere Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche auf den Weg gebracht werden. Das Niedersächsische Kultusministerium stellt dafür zusätzlich 3,5 Millionen Euro zur Verfügung. Für Eltern und Erziehungsberechtigte fallen keine Kosten an.

Die Angebote werden schwerpunktmäßig an Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 1 bis 8 ausgerichtet, können aber auch bis zum 10. Schuljahrgang ausgeweitet werden. Und sie richten sich nach den Möglichkeiten vor Ort. Je nach Bedarf, räumlichen und personellen Möglichkeiten und Schwerpunkt der Anbieter können das zum Beispiel Aktionen in der Natur sein, Sport und Bewegungsangebote, aber auch kreative, künstlerisch-musische Aktivitäten.

Auf diesem Weg ergänzen wir kommunale Angebote vor Ort und können Betreuung und Bildung gut miteinander verbinden. Einen herzlichen Dank richte ich an die Anbieter, Organisationen, Helfer und Unterstützer, die das Angebot ermöglichen.

Die Angebote variieren je nach den Möglichkeiten der Anbieter vor Ort. Was in Ihrer Stadt oder Gemeinde letztendlich angeboten wird, erfahren Sie über die Kirchengemeinden, Schulen und andere Partner. Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber und schauen Sie, ob für was für Ihre Kinder etwas Passendes dabei ist.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie trotz der aktuellen Lage eine schöne Ferienzeit.

Mit freundlichen Grüßen

Grant Hendrik Tonne
Kultusminister