Unterdrückte Tränen können Krankheiten auslösen

„Ich habe gelernt, dass nicht geweinte Tränen Krankheiten auslösen können“ und „[…] dass der Vortrag mich zum Nachdenken gebracht hat, da ich durch all die Berichte an Verstorbene denken musste“.

Ganz unterschiedlich waren die Wahrnehmungen und Eindrücke der Schülerinnen und Schüler (SuS) des gesamten neunten Jahrgangs, die sie schilderten, nachdem sie an einem Expertenvortrag in der Schule teilgenommen hatten. Anfang März wurde der Jahrgang im Rahmen des Religions-/ Werte-und-Normen-Unterrichts von der Trauerberaterin Frau Edda Nolte am Gymnasium Bremervörde besucht. Frau Nolte war als Diakonin aktiv und hat aus einem Schicksalsschlag heraus entschieden, als Trauerberaterin aktiv werden zu müssen, um für Trauernde ein Ansprechpartner zu sein. Zudem erläuterte sie, dass für therapeutisch tätige Menschen eine Supervision unabdingbar ist, um sich selbst zu schützen. Diese Aussage war für viele SuS „beeindruckend“ und hat sie zum Nachdenken angeregt.

Im Vorfeld hatten die SuS Fragen im Unterricht notiert und diese mithilfe der Lehrkräfte in vier Themenkomplexe unterteilt. Dabei fiel auf, dass viele SuS Fragen zu Frau Noltes Beruf und ihrem persönlichen Umgang mit dem Thema Tod formuliert hatten. Der Seelsorgerin ist es eine Herzensangelegenheit, das Thema Tod weiter zu enttabuisieren. Diese Offenheit hat den SuS imponiert, da sie durch den Vortrag erkannt haben, „[…] wie wichtig es ist, Menschen in Trauer zu unterstützen und sich dem Thema zu öffnen.“ „Der Tod sollte ein Alltagsthema werden“, stellten die SuS fest. Zu diesem Themenkomplex fügte die Mitte 60-Jährige eine Erklärung zum Sterben und der Sterbebegleitung an. Dabei ging sie auf das Hospiz im Engeoer Wäldchen ein, das etliche SuS schon einmal bewusst wahrgenommen hatten, da sie selbst dort als Seelsorgerin arbeitet und die Arbeit dort für sie eine besondere Form der Begleitung darstellt. Sie brachte ihren Wegbegleiter Tränchen mit. Dieses Kuscheltier begleite sie auf all ihren Wegen zu Trauernden und das kniehohe Tier blieb den SuS im Gedächtnis.

Die 90 Minuten vergingen wie im Fluge und nicht alle Fragen konnten in aller Ausführlichkeit beantwortet werden. „Der Einblick in das Berufsfeld war sehr spannend. Ich hätte nicht erwartet, dass der Vortrag mein Interesse so wecken könnte.“ Die SuS machten einen Vorschlag, das Thema Tod und Sterben in Form eines Projekttages zu thematisieren, da man dann auch nicht so plötzlich durch das Pausenklingeln aus dem sensiblen Thema gerissen werden würde. So haben die Lerngruppen den Besuch in den folgenden Stunden reflektiert und vertieft. Außerdem wird die Thematik in der aktuellen Unterrichtseinheit „Sterben und Tod“ im Religionsunterricht noch weiter behandelt. Es bleibt festzuhalten, dass ein solcher Expertenvortrag, der im Kontext der Einheit im Religionsunterricht organisiert wurde, auf großes Interesse stößt.

Anne Hellmiß